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klangpol - Neue Musik im Nordwesten


Komponisten, Musiker, Klangforscher, Wissenschaftler, Institutionen und Initiativen hatten sich 2008 zwischen Moor und Marsch, zwischen Düker und Deich auf Initiative von oh ton e.V. zusammengefunden, um als Teil des Netzwerk Neue Musik den aktuellen Strömungen im weiten Feld der Neuen Musik nachzuspüren und ihre (gesellschaftliche) Relevanz zu belegen. 2009 erlebte klangpol – nun in der Trägerschaft des Oldenburgischen Staatstheaters – einen Neustart und ab April 2009 auch die Umsetzung seines Veranstaltungsprogramms. In der Rückschau sind Zahlen zwar hilfreich, um den schieren Umfang zu vermitteln; Erfolg und Gewinn eines Projekts lassen sich aber so nur bedingt und nie in der notwendigen Tiefe darstellen.

hoergarten_oldenburg_hoerthron_c_hoertech_ggmbh_oldenburg_7_web.jpgklangpol ging es von Beginn an darum, ein größeres und breiteres Publikum zu erreichen, wobei dieses Ziel mit dem Anspruch verbunden war, Menschen für die Neue Musik zu interessieren und zu begeistern, die bisher damit nichts oder wenig zu tun hatten. Am Anfang stand dabei die Einsicht, dass der Umgang mit Musik zu großen Teilen ein unbewusster, unhinterfragter ist, der mit dem vermeintlich selbstverständlichen Gebrauch von Lebensmitteln, von Sprache oder dem Umgang mit Mobilität vergleichbar ist. Eine solcherart grundlegende Selbstverständlichkeit in Bezug auf die Neue Musik herzustellen, ist mit den verschiedenen klangpol-Projekten zumindest teilweise gelungen.

Bietet klangpol also slowfood für die Ohren? Insofern ja, als auch der Genuss bestimmter Speisen verführt und zugleich die Vertrautheit mit gewissen Gegebenheiten voraussetzt. Dieser Versuch, die Neue Musik einem breiteren Publikum 'schmackhaft' zu machen, ist insgesamt gelungen.
Mit mehr Werbung, einer anderen Verpackung ist es allerdings nicht getan, Menschen für die Neue Musik zu interessieren und begeistern zu wollen. Vom Netzwerk Neue Musik wurden die beiden Schlüsselbegriffe des Förderprojekts "Vernetzen" und "Vermitteln" übernommen, und die Leitlinien von klangpol orientieren sich daran: "Entdecken", "Lernen", "Entwickeln", "Erleben".

Diese Leitlinien beschreiben eine Art Mehrstufenplan: Zunächst ging es darum, mit der Musik dahin zu gehen, wo viele Menschen sind, wo es die Musik im öffentlichen Raum zu "entdecken" gilt: So hat sich klangpol mit dem Lauffeuer von Leo Dick und Annkatrin Klein (dem Stadtklang) am 11. September 2009 an einem Samstagvormittag in die Oldenburger Fußgängerzone gewagt. Ein nächster Schritt waren Projekte, die mit musikalischen Laien an Neuer Musik gearbeitet haben. Unter Anleitung haben so regionale Chöre Werke einer für sie völlig neuen Musik kennengelernt und in ihren Konzerten aufgeführt. Mit Begeisterung, die es zu "entwickeln" galt. In Schulprojekten haben Schüler Neue Musik "kennengelernt" und schlussendlich hat das Publikum in Oldenburg viel "erlebt" in Konzerten, Performances, Musiktheateraufführungen und intermedialen Veranstaltungen an den Schnittstellen zu Film und Medienkunst. klangpol hat so "vermittelt" (und zwar rund 4.000 Besuchern pro Jahr), dass die Neue Musik sehr vielgestaltig und oft überraschend ist. Und ca. 2.000 Teilnehmer von Workshops oder Vermittlungsprojekten haben sich einen eigenen Zugang zur Neuen Musik erarbeitet.

 

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Und die Vernetzung? Von den unterschiedlichen klangpol-Partnern kamen sehr gute wie verschiedenartige Beiträge mit oft überraschenden Ergebnissen: So standen beim Bahnklang am 29. August 2010 (im Rahmen von sounding D) die Menschen Schlange, um sich für The17 – ein experimentelles Chorprojekt – anzumelden, ein Projekt der Uni Oldenburg. Letztlich waren es deutlich mehr als die erwarteten und benötigten 100 Mitwirkenden. Für alle Beteiligten wurde The17 vor allem durch die Anwesenheit des schottischen Komponisten Bill Drummond, dem Initiator des Projekts, ein besonderes Ereignis. Und es ergaben sich verschiedenste neue Kooperationen innerhalb des Netzwerks, zum Beispiel zwischen dem Blauschimmel Atelier und der Bremer Musikerinitiative, zwischen oh ton-ensemble, Oldenburgischem Staatstheater, der Hochschue für Künste Bremen und der Musikschule der Stadt Oldenburg.

Die Vernetzung in der Metropolregion Bremen - Oldenburg ist durch klangpol im Bereich der Neuen Musik vorangekommen: Ein gutes Drittel der klangpol-Veranstaltungen fand mit Beteiligung von Bremer Künstlern oder in Bremen selbst statt. Eine stattliche Zahl, vor allem angesichts der Tatsache, dass klangpol in den Jahren 2008 bis 2011 keine Förderung vom Land Bremen erhalten hat. Und die Vernetzung geht weiter: Die 10 Netzwerkpartner arbeiten auf der Basis einer Ziel- und Kooperationsvereinbarung als klangpol - Neue Musik im Nordwesten und mit der schlanken Struktur einer Koordinierungsstelle, angesiedelt am Oldenburgischen Staatstheater, weiter. Geplant ist, dass jeder Partner Aufgaben im Netzwerk übernimmt. So hat z.B. das Blauschimmel Atelier die Projektleitung für den Landklang (22.-24. Juni 2012) übernommen. Vertreten durch den Sprecher Eckart Beinke des neu gegründeten Kuratoriums von klangpol, übernimmt oh ton e.V. weiterhin eine wichtige Rolle, und die Bremer Partner sind hier durch Christoph Ogiermann sowie die Bremer pgnm vertreten. Darüber hinaus soll die Zusammenarbeit mit Partnern in der Metropolregion gestärkt werden.