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Musikalische Grenzgänger in historischer Kulturstadt

 

Das Konzert- und Musikleben in Passau ist traditionell ausgerichtet, auch wenn in den traditionsreichen Festspielen Europäische Wochen Zeitgenössisches vereinzelt immer wieder Eingang fand. Wie in anderen Regionen Süddeutschlands auch ist es dort vielmehr eine kleine, lokal agierende subkulturelle Szene, die sich meist im Gebiet von Jazz, Improvisierter Musik, Rock und elektronischer Musik bewegt, in der die Neue Musik keine Vorurteile überwinden muss.

 

Das Projekt Alles im Fluss wollte jedoch in diesem kulturellen Kontext die Neue Musik als eigenständiges Genre des Musiklebens etablieren. Die Initiative dazu ging vor allem auf Annette Reisinger zurück, Geigerin im renommierten Minguet Quartett und gebürtige Passauerin. Sie entwickelte ein Konzept, das einerseits auf verschiedenen Ebenen Neue Musik in das Passauer Musikleben implantieren sollte: auf der Ebene eines jährlich im Frühjahr stattfindenden Festivals, auf der Ebene der kulturellen Bildung in Form von Projektwochen im Herbst, und auf der Ebene von Veranstaltungen, die zwischen Festival und Projektwoche das Jahr über das Passauer Musikleben mit Neuer Musik anreichern sollten. Andererseits wurde die Vermittlung der Neuen Musik in Passau an ein inhaltliches Gesamtkonzept gekoppelt: Der Name des Projekts – Alles im Fluss –, der hierbei die konzeptuelle Basis des Projekts darstellt, spielt auf die besondere Lage Passaus an, auf ihren Status als Dreiflüsse-Stadt, wo die Flüsse Donau, Inn und Ilz zusammenfließen. Als Metapher für Transit und Übergang ermöglichte sie, an die Traditionen sowohl musikalischer Art wie auch der regional verwurzelten Musikkultur anzuknüpfen und diese Stränge bis in die Gegenwart weiterzuführen.

 

200811_projektwoche_aroa_sorin_mit_schuelern_c_manfred_brunnbauer_web.jpgMit dem Trägerverein Zeitgemäße Kunst Passau e.V. wurde eine Plattform geschaffen, in der sich die in Passau ansässigen Akteure, Musiker, Ensembles, Institutionen und Schulen zu einem Netzwerk zusammenfinden sollten. Ein schwieriges Unterfangen in einem Ort und Region, wo entweder jeder mit jedem sowieso bekannt ist, oder wo man grundsätzlich als anders Denkender skeptisch ist gegenüber Organisationsformen, die einem von Außen angetragen werden. Annette Reisinger und Paul Zauner bildeten zusammen von 2008 bis 2010 eine Art künstlerische Doppelspitze ab 2011 übernahm Paul Zauner die künstlerische wie organisatorische Gesamtleitung.

 

Das Festival Alles im Fluss, das stets am Beginn des Jahres im Frühjahr stattfand, fand in der Öffentlichkeit, sowohl bei den Passauern selbst wie auch in der Presse Resonanz. Stringent thematisch ausgerichtet spannte es musikalische den Bogen zwischen verschiedenen Jahrhunderten. Eingeladen waren stets renommierte Musiker aus dem regionalen Umfeld wie auch von Außen. Durch verschiedene Vermittlungsangebote wie Einführungsvorträge, Filme u.a. wurde das Angebot ergänzt.

 

200904_alles_im_fluss_festival_theo_brandmueller_c_anton_scholz_web.jpg200904_lucas_niggli_nils_wolfram_septett_c_anton_scholz_web.jpg

 

Dem Festival im Frühjahr stand die Projektwoche im Herbst gegenüber. Gastmusiker besuchten die örtlichen Schulen und boten Workshops für Schüler an. Bekannte Künstler wie zum Beispiel der Komponist, Dirigent und Intendant Peter Ruzicka stellten ihr Werk vor Passauer Studenten vor. Gastdozenten gaben Kurse an der Städtischen Musikschule und Lehrer hatten die Möglichkeit, sich auf dem bisher eher unbekannten Terrain Neue Musik weiterzubilden.

 

Übers Jahr verteilt bespielte Alles im Fluss den in Passau bekannten und etablierten Veranstaltungsort Café-Museum mit einer beachtlichen Reihe musikalischer Crossover-Veranstaltungen, die stets ihr Publikum hatten. Vor allem in Veranstaltungen mit Eventcharakter, der dem Passauer Lebensgefühl entgegenkam, konnten Hemmschwellen der Neuen Musik gegenüber abgebaut werden: So z.B. in der Langen Nacht der Neuen Musik [2008], in der Alles im Fluss im Sommer die gesamte Passauer Altstadt bespielte, oder in der Orgelnacht der Improvisation [jew. 2009–2011] im Passauer Dom, wo sich Neue Musik im Selbstverständnis professioneller Organisten wiederfand. Das Wohlwollen und der positive Zuspruch, den Alles im Fluss seitens der Öffentlichkeit in Passau erhielt, spiegelte sich auch in der Förderung des Projektes wieder, an der neben der Stadt Passau auch der Kulturfonds Bayern, der Bezirk Niederbayern, die Sparkasse Passau und die Dr. Hans-Kapfinger-Stiftung beteiligt waren.